Das Berliner Stadtschloss
Von Burg "Eisenzahn" zum Renaissanceschloss
Im Jahr 1443 gab Kurfürst Friedrich II., genannt "Eisenzahn", den Bau einer neuen Hohenzollernresidenz in Auftrag. Im damaligen Örtchen "Berlin-Cölln" entstand, nicht ohne Widerstand der unterdrückten Bevölkerung, auf der Spreeinsel die Burg "Eisenzahn". Es folgte die Errichtung der Erasmuskapelle im gotischen Stil. Der nachfolgende Herrscher, Kurfürst Joachim I., lässt die Burg größtenteils abtragen. An gleicher Stelle gibt er ein Renaissanceschloss in Auftrag, das nicht nur als Hauptwohnsitz der Hohenzollernfamilie dient, sondern zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens avanciert. Kurfürst Johann Georg erweitert ab 1571 das Areal um die "Ratsstuben" und eine eigene Hofapotheke.
Das Berliner Schloss nach dem 30-Jährigen Krieg
Nach Ende des Krieges 1648 waren umfangreiche Restaurierungen am Schloss von Nöten. Friedrich Wilhelm, Schlossherr dieser Zeit, erweitert die Anlage um die Braunschweigische Galerie sowie die Kugel- und Brautkammer. Obwohl er seinen Hauptwohnsitz nicht in Berlin hat, ist er bestrebt die zentrale Lage des Schlosses zu festigen. So entstehen einige gut ausgebaute Straße, die direkt zur Schlossanlage führen - eine davon ist der heutige Boulevard "Unter den Linden". Auch der nächste Regent, Kurfürst Friedrich II., schiebt in den 1680er Jahren weitere Umbauten und große Projekte an. Unter anderem entsteht während seiner Regentschaft auch das Schloss Chalottenburg für seine Gemahlin Sophie Charlotte.
Barockelemente und der erste "echte" König
1699 machte sich der neu berufene Baumeister Andreas Schlüter daran, dem Schloss mit Barockelementen einen neuen Charme zu verleihen: Jetzt konnte König Friedrich Wilhelm I. das Berliner Schloss beziehen. Der König war sehr sparsam und so beschränkte sich seine bauliche Wirkung vorerst auf das Fertigstellen des Eosanderportals. Als "August der Starke", König von Sachsen und Polen, seinen Besuch ankündigte, wurde das Schloss um die "Polnischen Kammern" ergänzt. Hier kam er während seiner Zeit in Berlin standesgemäß unter. Als Friedrich II. 1740 die Herrschaft übernahm verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Potsdam und nutzte das Berliner Schloss nur noch selten für große Veranstaltungen. Seinen Sohn zog es zurück nach Berlin, in den alten Hohenzollernsitz. Er ließ das Berliner Schloss um die "Königskammern" erweitern und richtete sich dort ein, doch beim Blick aus seinem Fenster fehlte ihm etwas schönes. 1788 beschloss er den Bau des Brandenburger Tors um das Panorama vor seinen Königskammern zu krönen.
Könige und Kaiser bewohnen das Schloss
1797 wurde das Berliner Schloss unter Leitung von Friedrich Wilhelm III. ein weiteres Mal von den Zeichen des zeitlich bedingten Verfalls befreit. Friedrich Wilhelm IV. verband eine tiefe Freundschaft zur Architektur-Koryphäe Karl Friedrich Schinkel. Mit dieser professionellen Unterstützung gelang es dem Monarchen, seine königlichen Gemächer in die Erasmuskapelle einzubauen, den Teesalon zu errichten und den Lustgarten zu neuem Leben zu erwecken. Schinkel starb, doch sein Entwurf für eine Kuppel auf der Erasmuskapelle wurde trotzdem umgesetzt. Als 1861 Kaiser Wilhelm, Bruder des verstorbenen Friedrich Wilhelm IV., seine Regentschaft beginnt, wird das Berliner Stadtschloss zum wiederholten Male nur für große öffentliche Veranstaltungen genutzt. Der folgende Kaiser Wilhelm II., hatte viele Ideen um die bauliche Dynamik des Schlosses weiter voranzutreiben. Als großer Liebhaber der neobarocken Architektur wollte er die "Lange Brücke", die alte Hofapotheke und den "Weißen Saal" neu gestalten. Doch die Arbeiten fanden 1910 ein jähes Ende als dem Kaiser die finanziellen Mittel ausgingen.
Vom Hohenzollernschloss zur Kulturstätte
Das Ende des Ersten Weltkriegs war begleitet von vielen Demonstrationen des Deutschen Volkes. Soldaten und Arbeiter besetzten das Berliner Stadtschloss bis zum Weihnachtsfest 1918. Bei der Räumung des Hauses, bei der der Kaiser seine Armee gegen das eigene Volk einsetzte, gab es zahlreiche Tote, viele Verletzte und große bauliche Beschädigungen.
Nach dem der Kaiser abgedankt hatte und ins Exil in den Niederlanden geflohen war, stand das Berliner Stadtschloss leer. Es fand neue Verwendung als das Schlossmuseum die alten Mauern bezog. Es folgten viele Stiftungen und weitere künstlerische sowie soziale Interessenverbände als Mieter und Museumsdirektoren und einzelne -mitarbeiter als Bewohner.
Der Anfang vom Ende
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde das Schloss kaum noch für öffentliche Veranstaltungen genutzt. Sie fanden eher Gefallen daran, den Lustgarten für repräsentative Heeresschauen zu verwenden und das Schloss lediglich zum Anbringen riesiger Hakenkreuzbanner zu missbrauchen. Kurz bevor der Zweite Weltkrieg sein Ende fand, traf eine Bombe das Eosander Portal am Schloss. Kurz darauf, am 03. Februar 1945 wurde das Berliner Stadtschloss ein zweites Mal getroffen und brannte ganze vier Tage lang ohne Löschversuche - die Menschen hatten resigniert.
Das Berliner Stadtschloss muss dem Palast der Republik weichen
In der Ruine des einst so prächtigen Schlosses fanden in den nachfolgenden Jahren viele Ausstellungen statt. 1948, als Berlin zwischen den Siegermächten aufgeteilt wurde, wird die Sicherheit des beschädigten Gebäudes stark angezweifelt und so beschließen die SED Politiker es für die Öffentlichkeit unzugänglich zu machen. Walter Ulbricht setzt schließlich 1950 die Sprengung des Schlosses durch. Das Abtragen aller baulichen Überreste nimmt ganze sechs Monate in Anspruch. Die DDR Spitze veranschlagt 32 Millionen Mark für einen eventuellen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Doch bis zum tatsächlichen Wiederaufbau sollen noch einige Jahrzehnte ins Land gehen.
Das Schlossgelände wird vorerst zum Marx-Engels-Platz und zum Schauplatz großer Demonstrationsaufmärsche. Es folgt die Errichtung des Palastes der Republik in den Jahren 1974 bis 1976 bei dem 5000 Tonnen Asbest zum Feuerschutz verbaut werden. Das "Haus des Volkes" dient als vielfältig verwendeter Veranstaltungsort und als Sitz der Volkskammer.
Nur 14 Jahre später...
wird der der Palast der Republik aufgrund der Asbestverseuchung geschlossen um die Gesundheit von Mitarbeitern und Besuchern nicht zu gefährden. Ein Wiederaufbau ist vorerst nicht geplant, stattdessen dauern die Abrissarbeiten bis zum Jahr 2002. In dieser langen Zeit wurde viel über die Verwendung des zentralen Geländes gestritten - selbst im Deutschen Bundestag kam es zur Abstimmung. Wilhelm von Boddien und der Verein "Berliner Stadtschloß e.V." initiierten die Einhüllung eines riesigen Gerüstes, gesponsert von Thyssen. Die Hülle, die in mühevoller Malerei von Hand in Frankreich angefertigt wurde, zeigt die Fassade des einstigen Berliner Stadtschlosses. So wollten sie zeigen, wie sich das wieder aufgebaute Stadtschloss in die Umgebung einfügen könnte. Im Jahr 2000 wird eine Komission eingesetzt um über die weitere Verwendung des Geländes zu entscheiden. Auch die Berliner Bürger werden befragt. Die Auswertung der Umfrage zeigt, dass ein Großteil der für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses sind. Zwei Jahre später ist die Rekonstruktion beschlossene Sache. Im Jahr 2008 werden in Vorbereitung auf den Neubau nun auch die letzten, asbestfreien Reste des Palastes der Republik abgerissen.
Das Humboldtforum soll den langersehnten Wiederaufbau begleiten
Im gleichen Jahr soll das Humboldtforum und die Humboldtbox entstehen, um den Bau des "neuen" Berliner Stadtschlosses nach altem Vorbild zu begleiten und Besucher zu informieren. Aufgrund der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2009 wird der Termin für die Grundsteinlegung des Schlosses ins Jahr 2013 verschoben. Die Humboldt-Box wird bis zur Fertigstellung des Berliner Stadtschlosses mit interessanten Ausstellungen der Stiftung "Berliner Schloss – Humboldtforum" für Berlinbesucher zur Verfügung stehen.